"Wie David gegen Goliath" Doch sein Trierer Anwalt Otmar Schaffarczyk erklärt: In der langen Vorgeschichte - dabei geht es vor allem um eine abgewiesene Klage gegen die Räumung, aber auch um "Profitjäger" - "kann nicht alles richtig gelaufen sein". Der Verteidiger spricht von Organen der Rechtspflege, die Meineide geleistet hätten; Beweise und Zeugen seien übergangen worden. "Das alles hat sich verdichtet auf einen Kampf wie David gegen Goliath", meint Anwalt Schaffarczyk - der Don Quichote bemüht, um den "Ausraster" zu erklären. "Ihn hat es in die Verzweiflung geführt, dass er mit rechtlichen Mitteln nicht zu seinem Recht gekommen ist." Resümee des Anwalts: "Ein Mann kämpft für die Unterkunft seiner Familie. Wie die Indianer - bis keiner mehr vom Stamm übrig ist." Strafrichter Weigand daraufhin: "Sie haben Michael Kohlhaas vergessen." Weigand taucht noch tiefer in die Kulturgeschichte ein: "Romulus und Remus, Kain und Abel - sie alle haben gezeigt, dass sich Unrecht nicht durch neues Unrecht aufheben lässt." Ohnehin bestehe kein Zweifel an der Korrektheit des vorhergegangen Urteils zur Räumung. Sein Urteil im aktuellen Verfahren wegen der Zerstörung von Bauwerken und fremden Eigentums bewegt sich in der Mitte der Forderungen von Staatsanwalt und Verteidiger. Beide gehen nach einem psychiatrischen Gutachten von verminderter Schuldfähigkeit aus. Eine einstündige Absprache vor der Verhandlung verkürzt das Verfahren stark: Der nach Ansicht des Gerichts erwiesene Betrugsversuch des Angeklagten im Zuge der Klage gegen die Zwangsräumung wird nicht gesondert behandelt. Die Ehefrau und die beiden Söhne, die das Familienoberhaupt nach Überzeugung des Gerichts dabei zu Falschaussagen gebracht hatte, werden jedoch mit Geldbußen über insgesamt 5000 Euro belegt sowie mit Verwarnungen unter Vorbehalt. Jens Raab
